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Bild: Louis Ferdinand Elle: Elisabeth Charlotte (Liselotte) von der Pfalz, Herzogin von Orléans, 1673Vormacht und deutscher Dualismus in Europa

Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges rangen mehrere Dynastien um die Vorherrschaft in Europa, allen voran die französischen Könige und die österreichischen Habsburger. Ludwig XIV. von Frankreich Bild: Georg Martin Seutter d. Ä.: Imperium Romanum-Germanicum in sous circulos Electorat, Karte, um 1735wurde zum Inbegriff des absolut regierenden Herrschers, sein Hof zum Vorbild für das höfische Zeremoniell und für eine Adelskultur, die sich in vielen Bauten und Luxusgütern dokumentiert. Für die deutschen Landesherren entstand eine eingeschränkte Souveränität, in der sich der Absolutismus in abgeschwächter Form ausprägte. Als im Jahre 1740 Kaiser Karl VI. starb, ohne Erben zu hinterlassen, eskalierte das machtpolitische Ringen zwischen Österreich und Preußen. Im Streit um die Nachfolge auf dem Kaiserthron erhoben neben Preußen auch Bayern und Frankreich Einspruch gegen die Habsburgerin Maria Theresia. Aus dem entfesselten österreichischen Erbfolgekrieg gingen fünf europäische Großmächte hervor, die jetzt um die Durchsetzung ihrer wechselnden Interessen rangen: England und Frankreich kämpften um die Besitzungen in Übersee. Österreich und Preußen führten von 1756 bis 1763 Krieg um Schlesien. Nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges richtete sich der Expansionsdrang Österreichs, Preußens und Russlands gegen Polen.

 

Das Reich bis Mitte des 18. Jahrhunderts

Nach dem Westfälischen Frieden drängte eine Gruppe von Fürsten, zusammengeschlossen im Fürstenverein, auf radikale Reformen im Reich, die insbesondere die Vorherrschaft der Kurfürsten beschränken und das Königswahlprivileg auch auf andere Reichsfürsten ausdehnen sollten. Auf dem Reichstag von 1653/54, der nach den Bestimmungen des Friedens eigentlich viel früher hätte stattfinden sollen, konnte sich diese Minderheit aber nicht durchsetzen. Im Reichsabschied dieses Reichstages, genannt der Jüngste – dieser Reichstag war der letzte vor der Permanenz des Gremiums – wurde beschlossen, dass die Untertanen ihren Herren Steuern zahlen müssten, damit diese Truppen unterhalten könnten. Dies führte oft zur Bildung stehender Heere in verschiedenen größeren Territorien. Diese wurden als Armierte Reichsstände bezeichnet.

Auch zerfiel das Reich nicht, da zu viele Stände ein Interesse an einem Reich hatten, das ihren Schutz gewährleisten konnte. Diese Gruppe umfasste besonders die kleineren Stände, die praktisch nie zu einem eigenen Staat werden konnten. Auch die aggressive Politik Frankreichs an der Westgrenze des Reiches und die Türkengefahr im Osten machten nahezu allen Ständen die Notwendigkeit eines hinlänglich geschlossenen Reichsverbandes und einer handlungsfähigen Reichsspitze deutlich.

Seit 1658 herrschte Kaiser Leopold I., dessen Wirken erst seit den 1990er Jahren genauer untersucht wird, im Reich. Sein Wirken wird als klug und weitsichtig beschrieben und gemessen an der Ausgangslage nach dem Krieg und dem Tiefpunkt des kaiserlichen Ansehens war es auch außerordentlich erfolgreich. Leopold gelang es durch die Kombination verschiedener Herrschaftsinstrumente die kleineren und – und das ist das Bemerkenswerte – die größeren Reichsstände wieder an die Reichsverfassung und an das Kaisertum zu binden. Hervorzuheben sind hier insbesondere seine Heiratspolitik, das Mittel der Standeserhöhungen und die Verleihung allerlei wohlklingender Titel. Am wichtigsten für das Reich dürften die Verleihung der achten Kurwürde an Ernst August von Hannover 1692 und das Zugeständnis an den brandenburgischen Kurfürsten, für das nicht zum Reich gehörende Preußen seit 1701 den Titel „König in Preußen“ führen zu dürfen, gewesen sein.

Nach 1648 wurde die Position der Reichskreise weiter gestärkt und ihnen eine entscheidende Rolle in der Reichskriegsverfassung zugesprochen. So beschloss der Reichstag 1681 auf Grund der Bedrohung des Reiches durch die Türken eine neue Reichskriegsverfassung, in der die Truppenstärke der Reichsarmee auf 40.000 Mann festgelegt wurde. Für die Aufstellung der Truppen sollten die Reichskreise zuständig sein. Der Immerwährende Reichstag bot dem Kaiser die Möglichkeit die kleineren Reichsstände an sich zu binden und für die eigene Politik zu gewinnen. Auch durch die verbesserten Möglichkeiten der Schlichtung gelang es dem Kaiser seinen Einfluss auf das Reich wieder zu vergrößern.

Dass sich Leopold I. der Reunionspolitik des französischen Königs Ludwigs XIV. entgegenstemmte und versuchte die Reichskreise und -stände zum Widerstand gegen die französischen Annexionen von Reichsgebieten zu bewegen, zeigt, dass die Reichspolitik noch nicht wie unter seinen Nachfolgern im 18. Jahrhundert zum reinen Anhängsel der habsburgischen Großmachtpolitik geworden war

 

 

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